Das Schöne an Strandtagen ist, dass man nix, aber auch gar nix zu tun hat. Man liegt, sinniert, liest die runtergeladene Online-Zeitung aus der Heimat, spielt ein paar Patiencen auf dem iPad, bereitet den New York Besuch vor, indem man sich in den Reiseführer vertieft, geht ab und zu ins 30°C warme Wasser, trinkt, isst, cremt sich ein, sucht Schatten, redet, lästert und beobachtet andere Strandgänger.
Das erste Mal im diesjährigen Urlaub ist es uns gelungen, einen Platz an der Front zu ergattern. Das sind die beliebtesten Plätze, weil man da freie und damit beste Sicht aufs Wasser hat. Ganz vorne eben und nicht in der zweiten, dritten Reihe. Doch unsere Freude über die schöne Aussicht währte nicht lange. So ein aufgeblähter Möchtegern mit seiner verblondeten Gefährtin demontierte kurzerhand das in Reihe zwei vorinstallierte, schön arrangierte Liegenset mit Tischchen und pflanzte das Equipment direkt vor unsere Optik. Schon, dass dieser Kaumbehirnte die Frechheit besass, die mit viel Sinn für Symmetrie ausgerichteten Sonnenplätze zu demontieren, war ein Affront. Doch der Gipfel: Links und rechts war alles frei. Aber die muskelbepackte, braungebrannte Strandratte parkierte die Liegen direkt vor uns. Sein Pech. Jetzt hatte der Schreiber Munition für den heutigen Blogeintrag.
Als Schnellerrötender staune ich immer wieder, dass es Leute gibt, die den ganzen Tag ohne Schatten und ohne Kopfbedeckung an der prallen Sonne liegen können und weder Verbrennungen noch einen Sonnenstich davon tragen. Und genau so zwei Exemplare lagen nun vor mir, auf Liegen, die eigentlich für Reihe zwei gedacht waren. Während Blondchen sich unauffällig den nicht vorhandenen Pelz versengen liess, griff der verkappte Football Player kurz nach der Landung in Reihe Null sein erstes Bier aus der Kühlbox. Es folgten drei weitere und eine Fläschchen Weisswein. Blondchen dagegen blieb beim Wässerchen. Bei wolkenlosen 32°C keine schlechte Wahl.
Das Hörvermögen des Pseudo-Quarterbacks schien Flasche um Flasche abzunehmen, denn seine Stimme wurde immer lauter, seine Aussprache wie auch sein Gelache unkontrollierter. Auch die mitgebrachte Musik wurde einen Zacken lauter. Zugegeben, diese war ganz in Ordnung. Mittlerweile hatte sich der Gute auch noch die eine oder andere Portion Snuff (Kautabak) gegönnt und die braune Sosse in einen zum Spucknapf umfunktionierten Plastikbecher entsorgt. Wenigstens hat er den Sand damit verschont.
Nach etwa vier Stunden war die Show vorüber. Vielleicht hat der Mix aus Sonne, Alkohol und Nikotin dem Champ doch seine Limiten aufgezeigt. Reihe Null leerte sich zügig und die Sicht auf den blaugrün schimmernden Atlantik war wieder frei.
Vielleicht gibt’s morgen ja eine Fortsetzung – mit Alka Seltzer und Eisbeutel…
Gönnt euch unbedingt eine zweite Vorstellung von diesen Typen. Für uns lohnt es sich. Für Theaterkrtiker, ein ganz besonderer Leckerbissen. Blauer Himmel, blaue Gäste…… Passt scho.
Mal sehen, was der Tag so bringt😊…