Feeds:
Beiträge
Kommentare

Tag 24

Heimreise

Die Schweiz feiert Geburtstag und wir verlassen die lärmige, pulsierende, verrückte, gigantische, faszinierende, kuriose, stinkende, riechende, hektische, überfüllte, abwechslungsreiche, überraschende, liebenswürdige Metropole.

Die Zeit bis zur Abreise verbrachten wir mit einer Vielzahl von Promis. Madam Tussauds Wachsfigurenkabinett verkürzte uns auf sehr unterhaltsame Weise die Wartezeit.

Die Fahrt zum Flughafen sorgte dann noch für etwas Aufregung. Wir brauchten fast eine Stunde um aus Manhattan raus zu kommen. Das Kreisen um den Times Square (wegen der vielen Einbahnstrassen) war zwar aus Aspekten des Sightseeings attraktiv. Nur sahen wir vor dem inneren Auge schon unseren Flieger ohne uns abrauschen. Doch der hochmotivierte Shuttledriver gab alles, nutzte seine Ortskenntnisse, umfuhr jeden Brennpunkt gekonnt und brachte uns noch rechtzeitig zum Airport.

Der Rückflug war geprägt durch mächtigen Rückenwind. Zeitweise trieb uns der Jetstream (gemäss Info vom Captain) mit über 100 Sachen über den Atlantik. Eine gute Viertelstunde früher als geplant, strich der Flieger eine weitere Gummispur auf die Piste von ZRH. Nun noch mit Bahn und Bus nach Hause.

Das war’s.

20120802-115754.jpg

Tag 23

Die Geschichte des heutigen Tags ist schnell erzählt: Hotel – Starbucks – Broadway runter – Macy’s (Klamotten, Klamotten, Klamotten) – Broadway rauf – Hotel.

Der Tag vor der Abreise ist dem Kleiderupdate vorbehalten. Und der Megastore Macy’s ist aus unserer Optik der Laden schlechthin. Marken, Marken, Marken. Schnäppchen, Schnäppchen, Schnäppchen. Als Übernachter in New York geniesst man zudem 10% Rabatt, was der ohnehin hohen Shoppingmotivation zusätzlichen Antrieb verleiht. Fazit: Die Füsse schmerzen, die Kreditkarte glühte, die Seelen freut’s.

Auffallend ist, das vielerorts die Baumaschinen auf Hochtouren laufen (auch in Florida). Im Gegensatz zum letzten Jahr, wo wenig Bautätigkeit zu beobachten war. Neben Neubauten sind vor allem Rennovationen trumpf. So auch im Macy’s und in unserem Hotel. Es tut sich was…

Ein abschliessender Tipp zum Überleben in New York als Fussgänger (gilt übrigens auch für Miami): Nicht dem Lemming-Effekt verfallen. Wenn 90% Prozent der an der Ampel Wartenden loslaufen, ist die Wahrscheinlichkeit gleich hoch, dass die Ampel noch auf Rot steht. Die hupenden Autos werden diese Vermutung postwendend bestätigen. Wer also als Newcomer nach NY kommt, spielt, wenn er mit der Masse loszieht, mit dem Leben. Einen Unfall haben wir in den drei Tagen zwar nicht erlebt, dafür Fastkollisionen am laufenden Band. Da gibt’s Dummies, die latschen telefonierend über die Strasse, ohne dabei auf den Verkehr zu achten, während sie von beiden Seiten Hup- und Bremskonzerte empfangen – und dies nicht mal realisieren! Da entschieden teils wenige Zentimeter über Nachtessen zu Hause oder Tropf im Hospital. Aber eben. Wenn die Cops ebenfalls bei Rot über die Strasse wandeln… Andere Länder, andere Sitten für den täglichen Adrenalinstoss. Wir begnügen uns mit der Kreditkartenabrechnung vom Macy’s….

Am Abend erkundeten wir die Umgebung rund ums Hotel, wobei wir den Times Square erst zum abschliessenden „sit in“ auf dem Stairway besuchten. Schon wenige Querstrassen weiter nehmen die Menschenmassen ab und man geniesst etwas Freiraum auf dem Trottoir. Schnusige und teure Restaurants auf der einen, Glaspaläste von Finanzinstituten auf der anderen Seite. Es gäbe noch sehr viel zu entdecken, doch morgen geht’s zurück in heimische Gefilde.

20120731-212554.jpg

Tag 22

In der Subway entschieden wir uns spontan zu einer Programmänderung und statteten Brooklyn einen Besuch ab. Wir blieben also an der Haltestation Wall Street sitzen, ignorierten die Finanzwelt und fuhren unter dem East River durch bis nach Borough Hall. Von dort schlenderten wir durch das bekannte Brooklyn Heights und genossen den prächtigen Ausblick auf die Skyline von Manhattan Financial District. Nicht nur mit der Aussicht kann Brooklyn Heights auftrumpfen. Das Quartier hat beschauliche, mit Bäumen bepflanzte Strassen. Diese werden von renovierten, für diese Gegend typischen Bachsteinhäusern gesäumt, an denen die klassische Feuerleiter nicht fehlen darf. Tolle Fotosujets. Mal sehen, ob da was Brauchbares rausgekommen ist.

Der Fussmarsch zurück führte uns über die nicht ganz unbekannte Brooklyn Bridge. Auch hier jagte ein Motiv das andere. Der Zeigefinger blieb quasi am Auslöser kleben. Knipsen, bis der Arzt kommt. Das bedarf bei dem beträchtlichen Fussgänger- und Veloaufkommen zuweilen etwas Geduld. Schliesslich ist freie Sicht das A und O.

Nach einem kleinen Imbiss hatten wir eigentlich vor, die 9/11 Gedenkstätte zu besuchen. Aufgrund des speziellen Besucherpass-Prozederes sowie des enormen Andrangs liessen wir dieses Vorhaben (ebenfalls spontan) sausen.
Dennoch: Der Baufortschritt seit letztem Jahr ist immens. Verglichen mit dem Freedom Tower gleicht der Prime Tower von Zürich einem Gartenhäusschen. Das neue Wahrzeichen von New York ist bald fertiggestellt. Welch‘ optisches Highlight!

Also wieder ab unter die Erde mit allgemeiner Richtung Uptown bis zum Times Square. Kurzes Päuschen für Körper und Geist im Hotel bevor es zum finalen Shopping geht.

20120730-214226.jpg

Tag 21

New York

Heute weckte uns der Sound der Grossstadt. Die NY Firefighters brausten mit musikalischer Untermalung zum Einsatz. Also raus aus den Federn.

Die lärmigen Umbauarbeiten am Gebäude vis-à-vis, die uns letztes Jahr einige Minuten Schlaf kosteten, sind abgeschlossen. Unter anderem ist aus der putzigen Starbucks-Filiale an der Ecke ein wahrer Flagship Store geworden. Frühstück ahoi! Schliesslich wollen wir heute den einen oder anderen Meter zu Fuss zurück legen. Ein paar Kalorien nachgeschoben und schon kann’s losgehen. Über den Broadway auf zum Central Park.

Fantastisch, was die New Yorker hier gebaut, gestaltet, gepflegt, entwickelt haben. Diesen Park am Sonntag zu erleben macht Spass, da sich heute neben Joggern, Skatern, Velofahrer und Pferdekutschen auch viele Künstler (Maler, Musiker, Schauspieler) ein Stelldichein geben. Da hat sowohl das Auge, wie auch der Sucher der Kamera immer was zu tun. Gut einen Viertel des Parks haben wir erkundet. Absolut sehenswert. Mehr als nur eine grüne Lunge für Manhattan und NY. Eine wahre Oase.

Nächster Stopp: Der Apple Tempel an der 5th. Ein Muss für jeden Apfel-Fan. Vor allem wegen des Glasbaus und der mittlerweile weltberühmten Glastreppe. Nö, gekauft haben wir nichts. Da sein ist wichtiger als konsumieren. Olympischer Gedanke eben. Obwohl der Reiz natürlich vorhanden war. Aber lassen wir das…

Der Konsummeile für dicke Geldbeutel weiter folgend, leisteten wir uns einen Lunch im Café vor dem Rockefeller Center. Das Essen war gut und teuer. He nu. Essen ist wichtiger als sparen – oder so ähnlich. Und das Ambiente war auch ein paar Dollars wert…

Frisch gestärkt ging’s weiter zum Bryant Park und schliesslich zum ESB (Empire State Building). Ein Blick vom 86. Stockwerk war der sprichwörtliche Höhepunkt des heutigen Tages. Atemberaubend, trotz kurzem Regens und damit zeitweise etwas eingeschränkter Sicht. SFS – schauen, fotografieren, staunen.
Übrigens befördert der Lift im ESB einen schneller vom 2. In den 80. Stock als der Aufzug in der Beachbathstreet in Interlagos vom Parterre in den Dritten (😜 Insider).

Der Broadway wies uns dann den Weg zurück ins Hotel. Nach sieben Stunden Sightseeing braucht man mal eine Erfrischung.

20120729-212048.jpg

Tag 20

Miami Beach – New York

Ein starker Regenschauer prasselte kurz nach der Weckzeit aufs Hoteldach direkt über uns. Ach welch vertrautes Geräusch. Doch frei nach dem Motto, „kurz, dafür heftig“ war der Spuk nach wenigen Minuten vorbei. Dem schon fast traditionellen Abschiedszmorge im Starbucks in der Lincoln Road stand somit nichts im Weg. Das heisst, fast nichts. Wie üblich nach einem ausgiebigen Platzregen, stand die Strasse unter Wasser. Kurze Ausweichmanöver waren nötig, um trockenen Fusses zum Kaffee unseres Vertrauens zu gelangen.

Überschwänglich familiär war dann der Abschied vom Hotel. Als Stammgäste geniesst man halt Privilegien. Auch das grösste Taxi war gleich zur Stelle. Der Schwager des Bell Man’s persönlich sass am Steuer. Die Fahrt zum Flughafen war denn auch entsprechend unterhaltsam und funny.

Bis zum Boarding lief alles in gewohnter Routine. Im Flugzeug musste ich als erstes die speziellen Richtlinien für die Bedienung eines Notausstiegs studieren. Für ein bisschen mehr Beinfreiheit nimmt man das gerne in Kauf.
Dann die Info des Captains, dass JFK für eine Stunde sämtlichen Flugbetrieb eingestellt hat. Schlechte Wetterbedingungen rund um NY waren die Ursache. Nach einer Stunde wurden wir aufgefordert, den Flieger zu verlassen und im Flughafengebäude zu warten. Im 15 Minuten Takt verschob sich das erneute Boarding. JFK wollte einfach keine Anflüge von Süden zulassen. Aber dann ging’s plötzlich zügig voran und mit verkraftbaren drei Stunden Verspätung landeten wir nach einem ruhigen Flug in New York.

Und wer gerne wissen möchte, wer die waren Helden der Autofahrerei sind, der vergesse schnellstens die F1 Primadonnen. Man orientiere sich an den Taxi-Gauchos von NY. Dagegen ist eine Achterbahnfahrt ein Ausflug ins Grüne. Die Jungs geben nicht nur Gas, sondern beherrschen auch das Staufahren wie eingefleischte Ski-Addicts das Anstehen vorm Lift. Jede Lücke wird zum Raumgewinn genutzt, wie im American Football. Und das sowohl im Schrittempo wie auch mit 60+ Meilen/h. Die gebührende Aufmerksamkeit verschafft man sich mit dem Einsatz der Hupe. Adrenalin garantiert.

Eingecheckt, Zimmerbezug auf Etage 17 und auf zum mitternächtlichen Nachtessen. Wir hatten Glück noch einen freien Tisch ergattern zu können. Denn NY ist die Stadt, die immer isst – oder so ähnlich.

20120729-081746.jpg

Tag 19

Nix mit Reihe 1. Reihe 3, dafür gegen links mit mehr Raum. Kommt davon, wenn man sich verschläft. Doch heute wäre Reihe 1 eher eine Strafe gewesen. Drei brunftige Amis hatten sich zum Kammstellen vor der Front installiert und versuchten die Weiblichkeit in Reihe 1 von ihrer Intelligenz zu überzeugen. Ihr eingeschränktes Entertainment-Repertoire besteht dabei aus Saufen, Rülpsen, Rauchen, Rumbrüllen, lärmiger Musik und Angeben. Wofür die Typen Badetücher installiert haben, ist mir schleierhaft. Sie stehen eh nur blöd rum. Ist ja klar. Reihe 0 ist ihre Bühne. Aus der rekrutiert sich denn auch das wenige Zielpublikum, dass auf Hirschröhren anspricht.
Für ein paar Minuten nett anzusehen. Gönnen wir ihnen die Show und den Hangover. Kurzes Fremdschämen für die Geschlechtsgenossen (war ich auch mal so?) und zapp!

Was ich an den salzigen Gewässern rund um Florida liebe, ist die Art und Weise, wie Mann sich ins Wasser bewegen kann. Jeder Mann kennt die Situation kurz vor und während der Einwasserung in europäische Gewässer wie Flüsse, Seen, Freibäder. Zuerst nähert man sich dem Nass im Wissen, dass der Körper in den nächsten Sekunden für eine kurze aber dennoch unangenehme Art gegen den Kälteschock rebellieren wird. Mit der Hand im Wasser überzeugt Mann sich, dass genau dies geschehen wird. Gehen wir davon aus, dass uns der wellenlose Tümpel unserer Abkühlung den Einsieg durch ein leicht abfallendes Ufer erleichtert. Die Füsse müssen also zuerst dran glauben. Die Akklimatisierung dauert bis die Zehen Taubheit melden. Anschliessend watet Mann bis auf Höhe Oberschenkel und verharrt erneut. Jetzt kommt die kritische Phase. Der Wasserspiegel nähert sich mittleren Körperpartien. Kritisch daher, weil die tauben Zehen jetzt den Wassereintritt männlicher Geschlechtsmerkmale temperaturtechnisch ausgleichen helfen müssen. Mann kennt das, gell? Prima Ballerina gleich strecken sich die Zehen, um den unausweichlichen Kaltwasserkontakt sadistisch in die Länge zu ziehen. Mann dippt sich quasi ins Feuchte, bis die Gürtellinie endlich „Land unter“ meldet. Bei Wellengang ist die Beanspruchung der Zehen ungleich höher, da eine gehörige Portion Rückenmark gesteuerte Refleximpulse die Muskulatur der Fussfinger bis zur Belastungsgrenze strapazieren.
Die erste Phase wäre geschafft. Zwei, drei Mal durchschnaufen und dann mit dem Mut eines trojanischen Kriegers runter mit dem Oberkörper um gleich wieder mit einem ochsenartigen Brüller aufzutauchen. Geschafft. Mann ist nass.

Und wie läuft diese Ritual an Floridas Traumstränden ab? Man watet und watet und schluckt plötzlich Wasser. Bin ich schon drin oder was?

Seit wir zum zweiten Mal in Miami Beach ankamen, lungerten rund ums Nachbarhotel Paparazzis, Fernsehteams und Fans. Heute überkam auch mich die Neugier und fragte ein im Schatten ausharrender weiblicher Fan, wer denn da so prominentes abgestiegen sei: Brittney Spears. Wow!…. Kenn‘ ich nicht ;-)…

Strand ade! War wie immer schön, sehr schön. Morgen geht’s auf Richtung Big Apple!

20120727-183407.jpg

Tag 18

Das Schöne an Strandtagen ist, dass man nix, aber auch gar nix zu tun hat. Man liegt, sinniert, liest die runtergeladene Online-Zeitung aus der Heimat, spielt ein paar Patiencen auf dem iPad, bereitet den New York Besuch vor, indem man sich in den Reiseführer vertieft, geht ab und zu ins 30°C warme Wasser, trinkt, isst, cremt sich ein, sucht Schatten, redet, lästert und beobachtet andere Strandgänger.

Das erste Mal im diesjährigen Urlaub ist es uns gelungen, einen Platz an der Front zu ergattern. Das sind die beliebtesten Plätze, weil man da freie und damit beste Sicht aufs Wasser hat. Ganz vorne eben und nicht in der zweiten, dritten Reihe. Doch unsere Freude über die schöne Aussicht währte nicht lange. So ein aufgeblähter Möchtegern mit seiner verblondeten Gefährtin demontierte kurzerhand das in Reihe zwei vorinstallierte, schön arrangierte Liegenset mit Tischchen und pflanzte das Equipment direkt vor unsere Optik. Schon, dass dieser Kaumbehirnte die Frechheit besass, die mit viel Sinn für Symmetrie ausgerichteten Sonnenplätze zu demontieren, war ein Affront. Doch der Gipfel: Links und rechts war alles frei. Aber die muskelbepackte, braungebrannte Strandratte parkierte die Liegen direkt vor uns. Sein Pech. Jetzt hatte der Schreiber Munition für den heutigen Blogeintrag.

Als Schnellerrötender staune ich immer wieder, dass es Leute gibt, die den ganzen Tag ohne Schatten und ohne Kopfbedeckung an der prallen Sonne liegen können und weder Verbrennungen noch einen Sonnenstich davon tragen. Und genau so zwei Exemplare lagen nun vor mir, auf Liegen, die eigentlich für Reihe zwei gedacht waren. Während Blondchen sich unauffällig den nicht vorhandenen Pelz versengen liess, griff der verkappte Football Player kurz nach der Landung in Reihe Null sein erstes Bier aus der Kühlbox. Es folgten drei weitere und eine Fläschchen Weisswein. Blondchen dagegen blieb beim Wässerchen. Bei wolkenlosen 32°C keine schlechte Wahl.
Das Hörvermögen des Pseudo-Quarterbacks schien Flasche um Flasche abzunehmen, denn seine Stimme wurde immer lauter, seine Aussprache wie auch sein Gelache unkontrollierter. Auch die mitgebrachte Musik wurde einen Zacken lauter. Zugegeben, diese war ganz in Ordnung. Mittlerweile hatte sich der Gute auch noch die eine oder andere Portion Snuff (Kautabak) gegönnt und die braune Sosse in einen zum Spucknapf umfunktionierten Plastikbecher entsorgt. Wenigstens hat er den Sand damit verschont.

Nach etwa vier Stunden war die Show vorüber. Vielleicht hat der Mix aus Sonne, Alkohol und Nikotin dem Champ doch seine Limiten aufgezeigt. Reihe Null leerte sich zügig und die Sicht auf den blaugrün schimmernden Atlantik war wieder frei.
Vielleicht gibt’s morgen ja eine Fortsetzung – mit Alka Seltzer und Eisbeutel…

20120726-215044.jpg

Tag 17

Marco Island – Miami Beach

Siebte Etappe, die letzte mit Mietauto. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns heute vom traumhaften Marco Island. Die Hotelanlage lässt keine Wünsche offen, was sich aber auch im Preis niederschlägt. Anyway. Es war schön, sehr schön.

Über den Tamiami-Trail setzten wir unsere Reise Richtung Miami Airport, quer durch die Everglades fort. Eine ruhige Fahrt auf einer fast schon monotonen Piste. Mehr oder weniger schnurgerade durch endloses Grün. Viele Warnschilder machen die Automobilisten drauf aufmerksam, dass jederzeit mit wilden Tieren auf der Strasse zu rechnen ist. Ausser ein paar stattlichen Vögel über uns (darunter ein Adler) und einer Unmenge an Libellen vor uns, gab’s heute nichts zu beobachten. Da wir unsere Lümmelsine gegen Mittag abgeben mussten, verzichteten wir auf einen weiteren Ausflug in die Sümpfe.

Kurz vor Miami stiessen wir auf die Grossbaustelle, die wir bereits letztes Jahr passierten. Heuer wurde der Verkehr einspurig an den Werkplätzen vorbeigeführt, an denen eine neue Strasse auf Pfeilern entsteht. Dazu werden riesige Fertigelemente aus Beton verbaut, die mit mächtigen Trucks zur Baustelle geführt werden. Eine Spur der Strasse wird somit zum Werkhof. Über die zweite Fahrbahn läuft der wechselnden Einbahnverkehr.

Warum ist mir diese Baustelle so viel Text wert? Weil wir schliesslich an der Spitze einer portionierten Wagenkolonne standen und uns ein paar Minuten Gedanken über „harte Arbeit“ machen konnten. Vor uns stand ein Arbeiter mit einer Schwenkkelle in der Hand. „Stop“ stand auf der einen, „Slow“ auf der anderen Seite. Der Mann, der das Signal bediente, trug ein Funkgerät um den Hals, um mit seinem Kollegen am anderen Ende der Einbahnstrasse das Verkehrsaufkommen zu koordinieren. Auf dem Kopf trug er einen Helm. Ausserdem eine Sturmhaube, ein Tuch, das er sich zusätzlich übers Gesicht gezogen hatte, langärmlige Jacke, lange Hosen mit Stiefeln und Handschuhe! Und das bei 40°C Lufttemperatur, auf noch heisseren Asphalt stehend. Warum er so angezogen war, konnten wir an seinen wehrenden Handbewegungen erahnen: Moskitos.
Und ja, er schwitzte. Denn sein behandschuhter Zeigefinger suchte immer wieder den Weg durch den Stoff an die Stirn um die Augen vom Schweiss zu befreien.
Aus dem klimatisierten Auto zog ich virtuell (m)einen Hut vor diesem Mann.

Der Baustelle sei Dank für diesen geschenkten Moment zum Nachdenken. Vielen Mitbürgern wünsche ich ähnliche Begegnungen. Und dass sie in einer solchen Situation die Chance für eine kurze Reflexion erkennen und diese dann auch zum Innehalten und Nachdenken nutzen. Fazit: Uns geht’s verdammt gut!

Wenig später erreichten wir den Ausgangsort, wo wir vor zwei Wochen unsere Rundreise begannen – den Miami International Airport. Am Samstag brechen wir von hier aus zum letzten Etappenziel auf.

Tschüss Mietwagen und vielen Dank für das komfortable Cruising. War eine tolle Erfahrung und in dieser Autokategorie wohl nur hier in den USA möglich. Leider.

Per Taxi ging’s zur Unterkunft, wo wir schon als Stammgäste begrüsst wurden. Schliesslich gastieren wir nun schon zum vierten Mal in Miami Beach und zum dritten Mal in diesem Hotel. Passt scho!

20120725-214050.jpg

Tag 16

Heute war es heiss, sehr heiss. Und das Wasser war warm, sehr warm. Konsequenz: Regelmässiges Liegestuhlrücken. Das Investment in einen Schatten spenden Umbrella war heute jeden Dollar wert. (Anm. der Red.: ca. 3$/h)
Und dennoch ist’s passiert. Trotz Sonnenschutzfaktor 50, mehrmaligem Einkremen, Schatten only und nur kurzen Badesequenzen: Partielles Lobstering. Schon wollte ich frohlocken, dass mir dieses Jahr der Sonnenbrand erspart blieb. Man soll halt Florida nicht vor New York loben – oder so ähnlich. Nun. Wenigstens haben wir die Aloe Vera Paste, die aussieht wie ein grüner Wackelpudding (und sich auch so anfühlt) nicht umsonst gekauft. Dick auftragen, einwirken lassen und dies wiederholt durchführen. Hilft zwar nix, beschert einem aber das Gefühl, das Richtige zu tun. Trösten tut auch, dass noch viele andere Bleichgesichter sich in Winnetou Doubles verwandelt haben. Geteiltes Leid mindert die Schadenfreude – oder so ähnlich.

Die gestrige Show der Futterbeschaffung unserer Flügel tragenden Animateure erreichte heute ihren Höhepunkt. Unvorsichtige Planscher liessen ihre Picnic-Tasche unbeaufsichtigt am Strand zurück. Nach einigen Inspektionsflügen ortete eine Krähe einen scheinbar offenen Chipssack. Also: Runter zur Tasche, Rübe in den Sack, Chip in den Schnabel und Rückzug. Der erfolgreiche Raubzug blieb nicht unbeobachtet. Sekunden später schrieben sich drei weitere Schwarzmaskierte in die Liste der erfolgreichen Räuber ein. Der Fünfte schliesslich machte sich gleich mit der ganzen Tüte aus dem Sand, ähm Staub…

Heute nehmen wir mit einem wunderkitschigen Sonnenuntergang Abschied vom Golf von Mexico. Morgen folgt die letzte kurze Autoetappe durch die Everglades mit Ziel Miami Airport. Dort heisst es Abschied nehmen von unserem Schlitten und umsteigen ins Taxi.

Uns wird langsam bewusst, dass sich unser Aufenthalt im Land der unmöglich Begrenzten (Kalauer) – im Land der unbegrenzten Möglichkeiten – und das ist es immer noch – dem Ende zuneigt. Noch etwas mehr als eine Woche und die Heimat hat uns wieder, ob sie will oder nicht. Doch noch geniessen wir es weiter in vollen Zügen und klimatisierten Räumen. Stay tuned.

20120724-203102.jpg

Tag 15

Ausschlafen, ausgiebiges Frühstücksbuffet und Lümmeln im Liegestuhl. Mehr gibts vom heutigen Tag eigentlich nicht zu berichten…

Ausser vielleicht vom Spektakel, Möwen, Seeschwalben und Pelikane bei der Jagd zu beobachten.
Während Krähen den ganzen Tag den Strand nach Verwertbarem absuchen, verdienen sich die Erstgenannten durch ehrliches Fischen ihr täglich Brot. Wobei sich die Jagdtechnik der drei Vogelarten kaum unterscheiden. Sie überfliegen anmutig das Zielgebiet, legen blitzschnell die Flügel an und stechen mit rasantem Tempo senkrecht auf ihr Sushi nieder. Und das mit hoher Trefferquote und einem riesigen Appetit. Die Pelikane bleiben nach dem Jagderfolg im Wasser. Mit einer schnellen, nach hinten gerichteten Kopfbewegung befördern sie den Fisch in ihren Schlund oder Kehlsack. Anschliessend erhebt sich der, beim Start für einen kurzen Moment etwas tapsig wirkende Vogel mit zwei, drei kräftigen Flügelschlägen vom Wasser ab und schon befindet er sich wieder im eleganten Gleitflug. Bereit, seinen nächsten Happen anzuvisieren. Seeschwalben und Möwen geben sich mit kleineren Beutetieren zufrieden. Auch sie stürzen sich auf ihre Beute, verlassen aber umgehend die Wasseroberfläche und befördern den Fisch im Flug in ihren Verdauungsapparat. Was fasziniert ist, dass der Fisch immer mit dem Kopf voran verschlungen wird. So vermeiden die Jäger, dass ihnen der Fisch sprichwörtlich im Hals stecken bleibt. Und die Seeschwalbe löst dieses Problem zirkusreif. Kurz nach dem Start wirft der Artist den Beutefisch, der quer im Schnabel liegt in die Luft und fängt ihn in der korrekten Ausrichtung. Klappe zu, Fisch zu Futter.

Sowohl Seeschwalben , Möwen wie auch die Pelikane lassen sich von planschenden Touris im Wasser nicht stören. Im Gegenteil. Das warme Wasser bindet wenig Sauerstoff. Bedeutet, dass sich die Fische an Ufernähe an der Wasseroberfläche aufhalten müssen. In Schwärmen umkreisen sie die Badenden und suchen so wohl Schutz vor der gefiederten Luftwaffe. Wie kombiniert also die klevere Möwe: Dort wo Menschen planschen lasse dich nieder. Und so erleben wir die Jagd der gefiederten Freunde im Wasser fast hautnah. Faszinierend.

20120723-183653.jpg