26. Juli 2012 von CHorCHe
Marco Island – Miami Beach
Siebte Etappe, die letzte mit Mietauto. Schweren Herzens verabschiedeten wir uns heute vom traumhaften Marco Island. Die Hotelanlage lässt keine Wünsche offen, was sich aber auch im Preis niederschlägt. Anyway. Es war schön, sehr schön.
Über den Tamiami-Trail setzten wir unsere Reise Richtung Miami Airport, quer durch die Everglades fort. Eine ruhige Fahrt auf einer fast schon monotonen Piste. Mehr oder weniger schnurgerade durch endloses Grün. Viele Warnschilder machen die Automobilisten drauf aufmerksam, dass jederzeit mit wilden Tieren auf der Strasse zu rechnen ist. Ausser ein paar stattlichen Vögel über uns (darunter ein Adler) und einer Unmenge an Libellen vor uns, gab’s heute nichts zu beobachten. Da wir unsere Lümmelsine gegen Mittag abgeben mussten, verzichteten wir auf einen weiteren Ausflug in die Sümpfe.
Kurz vor Miami stiessen wir auf die Grossbaustelle, die wir bereits letztes Jahr passierten. Heuer wurde der Verkehr einspurig an den Werkplätzen vorbeigeführt, an denen eine neue Strasse auf Pfeilern entsteht. Dazu werden riesige Fertigelemente aus Beton verbaut, die mit mächtigen Trucks zur Baustelle geführt werden. Eine Spur der Strasse wird somit zum Werkhof. Über die zweite Fahrbahn läuft der wechselnden Einbahnverkehr.
Warum ist mir diese Baustelle so viel Text wert? Weil wir schliesslich an der Spitze einer portionierten Wagenkolonne standen und uns ein paar Minuten Gedanken über „harte Arbeit“ machen konnten. Vor uns stand ein Arbeiter mit einer Schwenkkelle in der Hand. „Stop“ stand auf der einen, „Slow“ auf der anderen Seite. Der Mann, der das Signal bediente, trug ein Funkgerät um den Hals, um mit seinem Kollegen am anderen Ende der Einbahnstrasse das Verkehrsaufkommen zu koordinieren. Auf dem Kopf trug er einen Helm. Ausserdem eine Sturmhaube, ein Tuch, das er sich zusätzlich übers Gesicht gezogen hatte, langärmlige Jacke, lange Hosen mit Stiefeln und Handschuhe! Und das bei 40°C Lufttemperatur, auf noch heisseren Asphalt stehend. Warum er so angezogen war, konnten wir an seinen wehrenden Handbewegungen erahnen: Moskitos.
Und ja, er schwitzte. Denn sein behandschuhter Zeigefinger suchte immer wieder den Weg durch den Stoff an die Stirn um die Augen vom Schweiss zu befreien.
Aus dem klimatisierten Auto zog ich virtuell (m)einen Hut vor diesem Mann.
Der Baustelle sei Dank für diesen geschenkten Moment zum Nachdenken. Vielen Mitbürgern wünsche ich ähnliche Begegnungen. Und dass sie in einer solchen Situation die Chance für eine kurze Reflexion erkennen und diese dann auch zum Innehalten und Nachdenken nutzen. Fazit: Uns geht’s verdammt gut!
Wenig später erreichten wir den Ausgangsort, wo wir vor zwei Wochen unsere Rundreise begannen – den Miami International Airport. Am Samstag brechen wir von hier aus zum letzten Etappenziel auf.
Tschüss Mietwagen und vielen Dank für das komfortable Cruising. War eine tolle Erfahrung und in dieser Autokategorie wohl nur hier in den USA möglich. Leider.
Per Taxi ging’s zur Unterkunft, wo wir schon als Stammgäste begrüsst wurden. Schliesslich gastieren wir nun schon zum vierten Mal in Miami Beach und zum dritten Mal in diesem Hotel. Passt scho!